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Reiseblog: Die Eröffnung eines Korridors in Kenia
Im Jahr 2024 spendeten Beekse Bergen und Stichting Wildlife dank der Unterstützung unserer Besucher 60.000 € an Save the Elephants. Mit diesem Betrag konnte in Kenia ein wichtiger Korridor markiert werden: ein sicherer Durchgang für afrikanische Elefanten und andere Wildtiere. Unsere Mitarbeiter Klaas-Jan und Yvonne reisen nach Kenia, um den Korridor zu bewundern und gemeinsam mit Save the Elephants zu untersuchen, mit welchen Herausforderungen Elefanten in freier Wildbahn konfrontiert sind. In diesem Blog können Sie ihre beeindruckende Reise mitverfolgen.
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Yvonne und Klaas-Jan auf besuch in Kenia
Yvonne Vogels, leitende Tierpflegerin für Elefanten, und Klaas-Jan Leinenga, Leiter für Bildung und Naturschutz sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Wildlife, bereiten sich auf ihre besondere Reise nach Kenia vor.
In diesem ersten Vlog erzählen sie Ihnen mehr über die Elefanten in Kenia, das Projekt von Save The Elephants und die Erweiterung des Elefantentals im Safaripark.
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23.08.2025 – Die Abreise nach Nairobi
Früh aufstehen, um rechtzeitig am Bahnhof in Tilburg zu sein. Leider haben wir den Anschluss in Rotterdam Centraal verpasst, weil der Lokführer noch im Urlaubsmodus zu sein schien und den Zug bis nach Breda im Schritttempo über die Schienen gleiten ließ.
Letztendlich kamen wir rechtzeitig am Flughafen Schiphol an, auch weil das Flugzeug eine Stunde zu spät startete und das Gate dreimal gewechselt wurde. Das war gut für unsere Schritte, sagen wir mal so! Nach einem 8,5-stündigen Flug mit einem interessanten Unterhaltungsangebot, darunter Naturdokumentationen und kulinarische Köstlichkeiten, landeten wir um 22:30 Uhr in Nairobi.
Wir wurden am Flughafen abgeholt und zu einer Art Campingplatz etwas außerhalb von Nairobi gebracht. Vor dem Zelt genossen wir noch einen abschließenden Drink mit Löwengebrüll im Hintergrund. Es stellte sich heraus, dass wir uns in der Nähe des Nairobi-Nationalparks befinden, dem einzigen Park, der so nah an einer Stadt liegt. Ansonsten war es vor allem sehr dunkel und wir schliefen in unserem Zelt wie ein Stein ein. Auf morgen!
24.08.2025 – Nach einer erholsamen Nacht geht es weiter nach Nanyuki
Nach einer erholsamen Nacht, trotz des Löwengebrülls, sind wir heute Morgen ausgeruht aufgestanden. Wir übernachteten auf einem wunderschönen Campingplatz, den wir gestern Abend im Dunkeln nicht mehr sehen konnten. Klaas-Jan begegnete morgens beim Waschen bereits einem grünen Meerkatzen. Danach sahen wir in der schönen Vegetation, die der Campingplatz uns bot, viele Webervögel, die fleißig für ihre Weibchen ein Nest flochten. Jetzt hoffen wir nur, dass es den Damen gefällt, sonst werfen sie die Nester einfach wieder auf den Boden und die Männchen können von vorne anfangen.
Nach einem köstlichen Frühstück mit Bio-Eiern und leckerem kenianischem Kaffee wurden wir abgeholt, um unsere Reise nach Nanyuki fortzusetzen. Unglaublich, was man unterwegs alles sieht! Mopeds mit einer ganzen Einrichtung auf dem Gepäckträger, ein Pick-up mit einer Kuh auf der Ladefläche, viele Menschen auf dem Weg zur Kirche, weil es Sonntag ist. Überall sieht man Stände mit lokalen Agrarprodukten wie Ananas, Mango, Avocado, Rohrzucker und Kaffee, von denen Klaas Jan schon einen Vorrat für zu Hause eingekauft hat.
Nach über 200 km, für die wir mehr als 4 Stunden gebraucht haben, kamen wir in Nanyuki an und es begann spontan zu regnen. Unser Fahrer meinte, das seien Segnungen von oben. Das verspricht Gutes für unsere Reise! Als wir jedoch die Kameraaufnahmen auf den PC übertragen wollten, schien alles komplett verschwunden zu sein. Nach einer kurzen Panikphase und einem Anruf bei einer Hotline in den Niederlanden konnten wir schließlich erleichtert mit dem Abendessen beginnen und danach früh ins Bett gehen.
25.08.2025 – Unterwegs mit Benjamin von Save The Elephants
Heute war es endlich soweit: Wir trafen Benjamin von „Save The Elephant“. Es war ein herzliches Wiedersehen. Wir stiegen ins Auto und machten uns auf den Weg nach Oldonyiro. Als wir das geschäftige Nanyuki hinter uns ließen, wurde klar, dass wir uns nun in einer ganz anderen Gegend befanden. Laut Benjamin fuhren wir nun ins „echte“ Kenia hinein. Nach einer Weile war der Asphalt zu Ende und wir fuhren nur noch über rote Sandwege mit den üblichen Schlaglöchern und Unebenheiten. Es war eine Kunst, im Auto an derselben Stelle sitzen zu bleiben. Schon bald begegneten wir Giraffen, Grevyzebras und Elenantilopen. Um uns von dieser beeindruckenden Fahrt zu erholen, machten wir eine Pause auf einem Felsen. Inmitten wunderschöner Vogelstimmen hörten wir auch den „Go-away-Bird”. Dieser Vogel verdankt seinen Namen dem Geräusch, das er macht. Gehorsam wie wir sind, setzten wir unsere Reise fort. Unterwegs sahen wir kleine hübsche Dörfer und einen Samburu-Krieger, den wir sogar kurz fotografieren durften. Auffällig ist, dass viele Menschen hier in traditioneller Kleidung herumlaufen, sehr farbenfroh mit vielen schönen Perlenketten. Außerdem tragen alle Samburu-Männer einen Stock bei sich. Das gehört zu ihrer Kultur und dient der Verteidigung. Es ist auch klar, dass es hier wenig bis gar keinen Tourismus gibt und wir aufgrund unserer Hautfarbe eine Sehenswürdigkeit sind.
Gegen Mittag kamen wir in Oldonyiro an, wo wir einen kurzen Stopp bei Benjamin machten. Es war schön, seine Familie kennenzulernen, und sein kleiner Sohn freute sich sehr über das Souvenir, das wir aus Beekse Bergen mitgebracht hatten. Nach diesem Blitzbesuch war es Zeit für das Mittagessen. Wir mussten uns erst daran gewöhnen, was uns serviert wurde, aber unsere Höflichkeit ließ uns nicht im Stich.
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Nach dem Mittagessen fuhren wir zu einigen Erosionsrinnen. Was für ein Schock! Rinnen, die als kleine Furchen im Sand begannen, haben sich schließlich zu bis zu drei Meter tiefen und teilweise mehr als sechs Meter breiten Rinnen ausgewaschen. Es ist wirklich unglaublich, welchen Einfluss der Klimawandel hier hat. Elefanten können dadurch unmöglich ihre alte vertraute Route nehmen und müssen daher in Richtung Dörfer ausweichen, was zu Konflikten zwischen Mensch und Tier führt.
Bei uns beginnt langsam ein Licht zu gehen, was das gesamte Problem angeht. Der Korridor ist an seiner schmalsten Stelle nur 2 km breit, von denen bereits 500 Meter durch die Erosionsrinnen unpassierbar sind. Das darf wirklich nicht schlimmer werden, daher gibt es Pläne, einen großen Sanddamm zu bauen, der weiteres Auswaschen verhindern soll. Das Wichtigste ist jedoch, dass im gesamten Korridor keine menschlichen Bauvorhaben durchgeführt werden dürfen und dass das Gebiet des Korridors somit für Elefanten verfügbar bleibt, solange es dort keine Erosionsrinnen gibt.
Es war ein anstrengender und beeindruckender Tag, der uns viele neue Erkenntnisse gebracht hat. Morgen beginnt der Tag wieder früh, daher haben wir den Abend kurz gehalten.
26.08.2025 – Der Konflikt zwischen Mensch und Tier
OK, wir sind jetzt irgendwo angekommen: im besten Hotel von Oldonyiro. Ein Bett mit Moskitonetz, ein Schreibtisch zum Arbeiten, eine Toilette und eine Dusche. Leider kommt kein Wasser aus der Dusche, und auch die Toilette spült nicht, ohne dass man selbst einen Eimer Wasser hineinschüttet. Am Morgen bringen sie uns jedoch einen Eimer mit warmem Wasser, damit wir uns waschen können. Ach ja ... unsere gekaufte E-SIM hat keinen Empfang und Strom haben wir nur für ein paar Stunden. Aber ... wir beschweren uns nicht. Alles, was wir erleben, macht es wieder wett. Die Tage sind voller Überraschungen.
Benjamin holte uns heute früh ab und hatte eine Überraschung dabei, nämlich seine Schwester und einige andere Familienmitglieder. Es ist schön, immer mehr Menschen kennenzulernen. Nachdem gestern schon viele Puzzleteile an ihren Platz gefallen waren, folgten heute einige weitere wichtige. Wir sind zu einem anderen Teil des Korridors gegangen, um uns weiter mit den Erosionsrinnen zu beschäftigen. An der schmalsten Stelle ist der Korridor nur 100 Meter breit, und man muss sich vorstellen, dass dort Familien von 100 Elefanten hindurchlaufen. Dieser Elefantenpfad war für uns sehr gut sichtbar, da alle 15 Meter Elefantendung zu sehen war. Aber auch dort droht die Erosion, den Korridor bei dem nächsten starken Regenschauer unpassierbar zu machen. Glücklicherweise wurde bereits über eine Lösung in Form eines Sanddamms nachgedacht, der hoffentlich dafür sorgen wird, dass sich die Rinnen wieder mit neu angeschwemmtem Sand füllen. Auch dieser Damm ist Teil der von Beekse Bergen und Stichting Wildlife gespendeten Gelder. Vor Ort sieht man erst wirklich, wie wichtig unsere Spende für die Sicherung dieses Korridors gewesen ist.
Während unseres Spaziergangs entlang der Rinnen und durch den ausgetrockneten Fluss trafen wir auf ein Mädchen, das Wasser für ihre Familie holte. Sie tut dies genau wie Elefanten, indem sie ein Loch gräbt und das Grundwasser langsam in dieses Loch laufen lässt. Nach und nach schöpft sie es aus dem Loch, um es in einen 20-Liter-Fass zu werfen. Mit dem Fass auf dem Rücken ... und morgen wieder. Wie luxuriös leben wir doch in den Niederlanden, und wie irrelevant ist doch unser gesamtes Duscherlebnis in unserem Hotel.
Der Rest des Tages stand im Zeichen des Konflikts zwischen der Bevölkerung und den Elefanten. Wir haben den 15-jährigen Sarouli im Krankenhaus besucht. Er lebt mit seiner Familie und seinen Ziegen in einem Boma (einem mit Zäunen/Ästen abgegrenzten Stück Land mit einem kleinen Haus in der Mitte) etwas außerhalb des Korridors. Vor zwei Wochen wurde er von einem Elefanten angegriffen, als er seine Ziegen im Korridor hütete. Dabei hatte er großes „Glück” und brach sich nur den Oberschenkel. Er wurde von der Gemeinde gut versorgt und auf Kosten von Save The Elephants mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Dieser Unfall ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es immer noch Konflikte zwischen Elefanten und der lokalen Bevölkerung gibt.
Was soll man sagen ... Wir haben auch Julius besucht. Julius wohnt in einem schönen Haus mit einem riesigen Garten, auf den er sehr stolz ist. Trotz des Zauns um seinen Garten haben ihn schon mehrfach Elefanten besucht. Aber gerade dieser Zaun sorgt dafür, dass sein Garten sehr grün ist und somit ein ideales Restaurant für Elefanten darstellt. Als vorübergehende Lösung hatte er sich einen Zaun aus klappernden Plastikflaschen ausgedacht. Aber natürlich sind Elefanten klug genug, um nach einiger Zeit keine Angst mehr vor Plastikflaschen zu haben, und so muss Julius sich eine neue Strategie ausdenken, um sich und seine Familie zu schützen.
Ein weiterer Aspekt des Konflikts war eine gemeinsame Wasserstelle für Menschen und Tiere. Tagsüber trinken die Ziegen, Kühe, Hunde, Schulkinder und alle, die Durst haben, aus dieser braunen Wasserstelle. Nachts jedoch kommen die Elefanten hierher, um ihren Durst zu stillen, und in seltenen Fällen, wenn es gefährlich wird, auch tagsüber zusammen mit den Menschen. Das größte Problem ist jedoch auch hier wieder der schmale Abschnitt an dieser Stelle. Da hier so oft und so viele Elefanten vorbeikommen, sind fast alle Akazienbäume verschwunden, wodurch der Boden unfruchtbar geworden ist. Es gibt so viel zu erzählen über Elefanten und die lokale Bevölkerung, dass es eigentlich unmöglich ist, dies in ein paar Blogs zu beschreiben. Wir sind jedenfalls sehr beeindruckt davon.
Am Ende des Tages brachten uns Benjamin und John zu einem wunderschönen Ort an einem Fluss, wo wir bei einem Drink den Sonnenuntergang genießen konnten. Leider für die Paviane saßen wir genau an der Stelle, an der sie schlafen wollten, sodass sie etwas später zu Bett gingen. Was für eine Überraschung, als wir plötzlich noch drei Elefanten und vier Giraffen in der Ferne laufen sahen! Auf dem Rückweg sahen wir noch Grévy-Zebras und Perlhühner. Zurück in Oldonyiro erwartete uns noch ein köstliches Essen mit Reis, Spinat und Hühnerknochen. Auf morgen!
27.08.2025 – ein unvergessliches Fest
Heute ist der große Tag, wir werden die Markierung des Korridors enthüllen! Es verspricht ein großes Ereignis zu werden. Kollegen von Benjamin von Save the Elephants und zwei Mamma Tembos (was „Mutter der Elefanten” bedeutet) waren gestern nach einer vierstündigen Fahrt extra nach Oldonyiro gekommen, um diesen freudigen Moment zu feiern. Yvonne hatte natürlich sofort eine Verbindung zu den Mamma Tembos, da sie von Dirk Lips oft als Mutter der Elefanten vorgestellt wird. Bevor wir zu diesem festlichen Moment aufbrachen, fuhren wir zunächst zum Korridor, wo uns die Mamma Tembos eine klare Erklärung ihrer Arbeit gaben. Täglich überwachen sie über eine App auf ihrem Handy, welche Tiere den Korridor passieren, überprüfen die Frische der Elefantenkotballen und registrieren Hirten mit ihrem Vieh und andere menschliche Aktivitäten im Korridor. Alles mit Datum, Namen und den richtigen GPS-Koordinaten. Sie sind auch die Ansprechpartner für die Hirten rund um den Korridor. Es ist natürlich hilfreich, dass die Mamma Tembos von der Gemeinschaft gewählt werden. Dadurch genießen sie großes Ansehen. Im Gespräch wurde jedoch deutlich, dass dieser Beruf nicht ganz ohne Risiko ist.
Nach der interessanten Erklärung der Mamma Tembos begaben wir uns zu dem Ort, an dem wir den Korridor eröffnen wollten, indem wir symbolisch eine der 20 Markierungen enthüllten... Was wir dann erlebten, lässt sich eigentlich nicht in einem Blog wie diesem zusammenfassen. Eine Erinnerung fürs Leben. Alle Menschen, die in der Nähe des Korridors leben (+/- 70), waren zu diesem Ereignis eingeladen: Dorfälteste, Frauen und Kinder. Auch einige Führer der Region und einige andere wichtige Personen, deren Rolle wir nicht genau kennen, waren anwesend.
Wir wurden mit lautem Gesang und Tanz von den Frauen empfangen, wobei Yvonne einen wunderschönen traditionellen Kragen und Klaas Jan einen kenianischen Hut bekam. Das Mittanzen war nicht ganz einfach (vor allem Klaas Jan ist kein großer Tänzer), vor allem, weil wir uns von der Energie, dem Gesang, eigentlich dem ganzen Moment, wirklich überwältigt fühlten!
Nach einigen Reden von wichtigen Persönlichkeiten und von Klaas Jan war es Zeit für ein gemeinsames Mittagessen. Wir sind uns bewusst, dass viele der Anwesenden nicht jeden Tag ein so luxuriöses Mittagessen mit Reis und Ziegenfleisch serviert bekommen. Speziell für diesen Anlass wurden zwei Ziegen geschlachtet. Glücklicherweise waren wir zuerst mit den Mamma Tembos unterwegs und kamen zu spät zur Zeremonie, bei der das Blut der Ziegen getrunken wird. Für uns war es wirklich der Höhepunkt dieser Reise. Wir können uns nicht vorstellen, dass etwas anderes dies noch übertreffen könnte. Benjamin erzählte, dass dieser Tag auch für die Einwohner ein großes Ereignis ist, auf das sie sich gefreut haben und auf das sie mit einem guten Gefühl zurückblicken werden. Wie besonders ist es, dass wir daran teilhaben durften.
Am Ende des Nachmittags machten wir noch eine anstrengende Wanderung zum Gipfel eines Berges, von wo aus wir einen wunderschönen Blick über die Gegend um Oldonyiro einschließlich des Korridors hatten. Dunkle Wolken und ein herannahendes Gewitter trieben uns zurück zum Auto. Zurück in Oldonyiro gab es ein köstliches Essen, nämlich ... Ziege.
Schau dir die Aufnahmen dieser besonderen Reise an
28-08-2025 – ein erlebnisreicher Tag
Heute standen wir wieder früh auf. Sobald die Mitarbeiter des „Hotels“ hörten, dass unsere schweren Metalltüren geöffnet wurden, kamen sie und fragten, ob wir einen Eimer mit warmem Wasser wollten. Dieses warme Wasser können wir mit kaltem Wasser aus einem großen Fass im Badezimmer mischen, um uns zu waschen. Etwas improvisiert, aber man gewöhnt sich daran. Klaas Jan hat wenig Haare, also kann er sie leicht waschen. Bei Yvonne ist das schon etwas anderes – sie braucht danach Strom, um ihre Haare wieder in Form zu bringen. Mit dem Seil auf ihrem Kopf könnte man inzwischen fast ein Safariboot festbinden.
Nach dem Frühstück – das wir jedes Mal in einem anderen „Hotel“ einnehmen – fuhren wir zu einer Grundschule. Etwa 200 Kinder besuchen diese Schule, aber da die Schule gerade erst wieder begonnen hatte und die Regeln etwas anders sind als in den Niederlanden, waren in der ersten Woche nicht alle anwesend. Eine Klasse mit 30 Kindern wartete auf uns. Wir hörten sie schon draußen laut singen, doch das Singen verstummte sofort, als wir die Schwelle des Klassenraums überschritten. Diese Kinder hatten noch nie weiße Menschen gesehen. In den ersten fünf Minuten starrten sie uns nur an, teils mit offenem Mund. Als der Lehrer das Singen wieder anstimmte, machten sie begeistert mit, und danach führten wir auch ein Gespräch mit ihnen. Sie hatten Angst vor Elefanten. Aber sie liebten Tiere – und damit irgendwie auch die Elefanten. Die wichtigste Erkenntnis war, dass sie vor allem Respekt vor Elefanten hatten.
Die Schule bestand aus etwa fünf Gebäuden mit Klassenräumen, und auf dem Gelände gab es auch eine Küche. Naja…eine Art Hütte von 2 mal 3 Metern, gebaut aus Wellblechplatten. Dort wird das Mittagessen für die Kinder gekocht.
Die Schule liegt nahe an einem Wasserloch, was dazu führt, dass die Kinder regelmäßig in die Gebäude flüchten müssen. Nach dem Trinken ziehen die Elefanten oft über das Gelände oder direkt daran vorbei. Ein Zaun um die Gebäude wäre eine echte Lösung. Wir sprachen auch mit dem Schulleiter über die Problematik der Konflikte zwischen Elefanten und der lokalen Bevölkerung. Er erklärte, dass auch längst nicht alle Kinder es jeden Tag pünktlich zur Schule schaffen. Auf dem Weg (manchmal eine Stunde zu Fuß) müssen sie einfach warten, bis eine Elefantenherde den Weg wieder frei gibt. Wir gaben allen Kindern einen Bleistift und einen Kugelschreiber, die wir von der Stichting Wildlife aus den Niederlanden mitgebracht hatten, und ließen noch eine ganze Kiste für die Kinder zurück, die heute nicht da waren. Danach holte Yvonne einen Vorrat an Ballons aus der Tasche, und wir veranstalteten zusammen mit den Kindern ein Ballonfest. Beim Abschied winkten sie uns dann begeistert nach.
In den letzten Tagen haben wir selbst kaum Elefanten gesehen, nur weit entfernt in den Bergen. Deshalb fragten wir uns schon, wie groß dieses Problem wirklich ist. Benjamin erklärte, dass dies nicht die Zeit ist, in der sich die Elefanten massenhaft bewegen. Das passiert vor allem von Oktober bis März. Momentan befinden sich die Elefanten hauptsächlich in Laikipia und ziehen dann im Oktober wieder massenhaft über den 200 km langen Korridor in Richtung Samburu. Wieder etwas gelernt…
Als wir um 11:00 Uhr nach Oldonyiro zurückkehrten, versuchten wir, unser Filmmaterial an unsere Kollegen in den Niederlanden zu schicken, damit es planmäßig online gestellt werden konnte. Für das Internet waren wir auf Benjamins Hotspot angewiesen, da die gekaufte E-SIM überhaupt keinen Empfang hatte. Nach zwei Fehlversuchen klappte es beim dritten Mal und wir konnten 10 kurze Videos verschicken. Unser Ziel war eigentlich viel mehr, aber die Zeit war um – wir mussten weiter.
Eine Ziegenherde wartete bereits auf uns. Wenn man die ganze Woche über einen Wildlife- und Livestock-Korridor und Konflikte zwischen Elefanten und Hirten spricht, muss man natürlich auch wissen, wie es ist, selbst Hirte zu sein! Klaas Jan bekam ein großes Messer an seinen Gürtel, um sich verteidigen zu können, falls ein Leopard eine der Ziegen reißen wollte. Wir gingen ein Stück mit den Ziegen bis zum trockenen Fluss, wo wir schon früher gewesen waren. In der Nacht hatten die Elefanten dort ein großes Loch gegraben, das noch voller Wasser stand. Wir zogen die Schuhe aus, stiegen in das Loch und gaben etwa 80 Ziegen Wasser zu trinken. Was wir alles erleben! Nachdem sie getrunken hatten (wir hätten es andersherum gemacht), leckte die ganze Herde Salz von der Felswand neben dem Flussbett.
Die Ziegen gehören Benjamin, John und Johns Bruder. Als wir sie schließlich sicher in Johns Boma (ein mit Ästen umzäuntes Gelände mit einer Hütte in der Mitte) gebracht hatten, war es Zeit zum Melken. Die Lämmer bleiben tagsüber im Boma, also bekamen sie eine Zitze, während die andere für den menschlichen Gebrauch gemolken wurde. Yvonne konnte hier ihre Ziegenmelk-Künste zeigen. Im Boma standen vier traditionelle Samburu-Hütten und einige Umzäunungen für Vieh. Wir durften auch einen Blick in Johns Hütte werfen, die innen kaum mehr als zwei Schlafplätze und ein kleines Feuer zum Wärmen und Kochen hatte. Besonders, auch das sehen zu dürfen. Danach war es Zeit, mit zwei Holzstäben und etwas trockenen Elefantendung Feuer zu machen. Die Männer machten das geschickt, und bald hatten wir ein schönes Lagerfeuer, um das wir den ganzen Abend saßen. Speziell zu unserem Abschied (es war ja unser letzter Abend in Oldonyiro) wurde weiter entfernt eine Ziege für das Abendessen geschlachtet. Einige Männer tranken sogar das Blut der Ziege. Die Details, wie das aussah, ersparen wir euch lieber. Die Ziege wurde über einem großen Feuer geröstet und schließlich auf einem „Teller“ aus Blättern serviert und von allen im Boma gegessen. Auch Benjamins Frau durfte dabei sein, ebenso wie sein kleiner Sohn Loipanyu.
Es war wieder ein unvergessliches Erlebnis. Unbezahlbar, so eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen zu sein. Morgen fahren wir Richtung Samburu, wo wir uns wahrscheinlich etwas mehr wie Touristen fühlen werden. Aber als wir abends noch vor unserem Zimmer den Tag Revue passieren ließen, kamen wir gemeinsam zu dem Schluss, dass wir keine Touristen, sondern „Gäste“ waren.
29-08-2025 – Der Weg nach Samburu
Nach dem eindrucksvollen Abend gestern, den wir nie vergessen werden, begann heute wieder ein neuer Tag. Wir verabschiedeten uns von unserem inzwischen vertrauten kleinen Dorf Oldonyiro und vom Hotelpersonal (eine Person ;). Als wir nach der Rechnung fragten, waren wir über den Betrag erstaunt. Eine Übernachtung kostete genauso viel wie ein Getränk auf einer Terrasse in den Niederlanden. Und hier bekam man jeden Morgen noch einen Eimer warmes Wasser und ein frisches Handtuch dazu. Nach dem Frühstück fuhren wir zu fünft in Richtung Samburu. Die Strecke betrug etwa 130 km, und wir brauchten rund 4,5 Stunden. Inzwischen sind wir die Schlaglöcher und Unebenheiten schon gewohnt. Unterwegs sahen wir verschiedene Bomas und natürlich viele Hirten, die ihre Ziegen zum Ziel brachten. Darunter waren auch sehr junge Hirten, wir schätzten ab etwa 4 Jahren. Leider begegneten wir unterwegs kaum Wildtieren – nur Klaas sah als Einziger einen Elefanten. Sehr besonders, denn selbst auf der Rückfahrt sah ihn niemand. Ansonsten sahen wir nur Dikdiks, ein Eichhörnchen und einige verschiedene Vögel wie Perlhühner.
Unterwegs hielten wir noch kurz an einem Korridor, was ziemlich spannend war. Dieser Korridor verlief genau zwischen Bergen und Hügeln über eine ebene Fläche. Hier standen auch Hochspannungsmasten, und da es hier so offen war, kam es oft zu Überfällen auf Autos und Matatus (lokale Kleinbusse). Diese Überfälle wurden von bewaffneten Banditen verübt, die von weit her kamen und versuchten, den Insassen Geld abzupressen. Laut Benjamin hat es hier auch schon Tote gegeben. Wir nahmen hier ganz schnell ein kurzes Video auf und stiegen dann so schnell wie möglich wieder sicher ins Auto – uns war nicht ganz wohl dabei. Später fuhren wir plötzlich auf einer asphaltierten Schnellstraße! Es gibt sie also doch! Uns blieb noch etwa eine Stunde, bis wir im Dorf Archer’s Post ankamen. Dort hatten wir ein Mittagessen, das Benjamin im Voraus gebucht hatte. Für uns waren goldene Stühle bereitgestellt, und es gab wieder Reis, diesmal jedoch mit Huhn statt Ziege.
Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter zu unserer nächsten Lodge – und was für ein Unterschied zu unserem vorherigen Hotel. Ein wunderschönes Safarizelt mit einem Badezimmer im Freien, wo sogar warmes Wasser aus dem Hahn kam. Yvonne konnte endlich ihre Haare waschen. Vom offenen Restaurant aus blickten wir auf einen wilden Fluss, und auf der anderen Seite lag der Saba-Nationalpark. Bei einem Getränk sahen wir von der Terrasse aus eine Gruppe Paviane, grüne Meerkatzen, einen Klippschliefer und sogar einen Goliathreiher, einen Nimmersatt und einen Schwarzkopfreiher. Nach dem Essen fielen wir müde, aber zufrieden ins Bett, denn morgen wartet bereits um 6 Uhr das Frühstück auf uns.
30-08-2025 – Gamedrive im Samburu-Nationalpark
Heute Morgen sind wir sehr, sehr früh aufgestanden (um 6 Uhr haben wir gefrühstückt), um früh auf eine Pirschfahrt im nahegelegenen Samburu-Nationalpark zu gehen. Schön früh, denn in der größten Hitze des Tages sind nur wenige Tiere zu sehen. Als wir in den Park hineinfuhren, entdeckten wir schon bald einige Sekretärsvögel, aber Benjamin hatte einen Kilometer weiter ein Treffen mit David und David vereinbart. Der erste (aber es könnte auch der zweite gewesen sein) ist Leiter der „Field Operations“ bei Save the Elephants und außerdem bekannt durch die vielen Videos, die Save the Elephants in den sozialen Medien veröffentlicht. Die Männer nahmen uns mit bei ihrer Arbeit: dem Suchen und Registrieren von Elefanten im Park. Jede Elefantengruppe wurde in einem Tablet mit Koordinaten und weiteren Besonderheiten vermerkt. Save the Elephants (STE) hat etwa 1000 Elefanten individuell anhand äußerlicher Merkmale registriert. Im Moment ist es in Samburu ziemlich trocken, deshalb halten sich die meisten Elefanten auf der anderen Seite des 200 Kilometer langen Korridors in Laikipia auf. Ein großer Teil von ihnen wird ab Oktober, nach den Regenfällen, unter anderem über „unseren“ Korridor in Oldonyiro in Richtung Samburu ziehen. So sind nur etwa 200 Elefanten (Residents) in Samburu anwesend, und aufgrund der Nahrungsknappheit teilen sich die bestehenden Familiengruppen zusätzlich in kleinere Gruppen auf. David und David wissen genau, welche Elefanten zusammengehören – oft aus dem Kopf, manchmal mit Hilfe des Tablets. Unglaublich beeindruckend! Einige Elefanten tragen auch ein Halsband mit Sender, deren Daten und Aufenthaltsorte automatisch im Tablet erscheinen.
Schon bald trafen wir auf eine sehr große Familiengruppe von Elefanten, darunter auch viele Kälber. In diesem Jahr sind in Samburu bisher bereits 100 Kälber geboren worden. Wie beeindruckend, das in freier Wildbahn zu sehen. Wenig später fuhren wir ein gutes Stück am Fluss entlang und fanden hinter vielen Büschen wieder eine kleine Elefantengruppe und einzelne Bullen. Manche kamen ganz nah heran! Man merkt, dass diese Elefanten etwas an Menschen gewöhnt sind und daher viel entspannter wirken. In den Gebieten zwischen den Parks, wo viele Menschen leben und Hirten unterwegs sind, sind sie ängstlicher und können auch gefährlicher sein – wie wir letzte Woche in Oldonyiro schon gehört hatten. Natürlich begegneten wir auch noch vielen anderen Tieren wie Netzgiraffen, Warzenschweinen, Krokodilen, Dikdiks, Löwen, Grantgazellen, Spießböcken, vielen Vögeln und … zu unserer großen Freude … Giraffengazellen (Gerenuks)! Diese besonderen Gazellen leben nur in Nordkenia. Der Gerenuk wird auch Giraffengazelle genannt wegen seines langen Halses. Diese Tiere vermeiden Nahrungskonkurrenz mit anderen Gazellen, indem sie sich auf die Hinterbeine stellen und die Blätter fressen, die für andere Gazellen zu hoch hängen. Mit den Vorderbeinen ziehen sie höhere Zweige noch etwas weiter herunter.
Am Ende des Vormittags kamen wir im Camp von Save the Elephants an. Dort erhielten wir eine interessante Führung von David. Wir hatten nicht erwartet, dass das Camp so groß ist. Es gab verschiedene Gebäude, wie Unterkünfte für das Personal, eine Küche, Büros und einen Schulungsraum, in dem sie Schulklassen empfangen. Außerdem eine Lagerung neuer Senderhalsbänder sowie ein „Archiv“ alter Halsbänder. Auch stand dort das Wrack eines Jeeps, der von einem frustrierten Elefantenbullen angegriffen worden war. Das Auto wurde von den Elefanten mehrfach überschlagen, und schließlich hatte der Bulle sogar seinen Stoßzahn durch den Boden und das Dach des Wagens gestoßen. Wir waren erstaunt, dass die beiden Mitarbeiter lebend davongekommen sind. Zum Glück! In einem der Büros hing eine große Karte von Kenia. Auf dieser Karte waren unglaublich viele rote Linien zu sehen, die die Laufwege aller verfolgten Elefanten der letzten 30 Jahre darstellen. Man braucht nicht viel Fantasie, um darin ein riesiges Elefantenohr voller Adern und Blutgefäße zu erkennen. Schneidet man eine dieser Adern durch – zum Beispiel den schmalen Korridor bei Oldonyiro – „stoppt der Blutfluss“ und das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Sicherung dieses Teils des Korridors ist.
Das Team bereitete uns ein köstliches Mittagessen zu. Zum ersten Mal in dieser Woche gab es Pommes! Dazu einen leckeren Salat aus Avocado und Tomate sowie einen frischen Smoothie. Nach dem Mittagessen überprüften wir, ob unsere Videoaufnahmen gelungen waren, da es ziemlich windig war. Doch Bild und Ton waren in Ordnung. Das Camp von Save the Elephants grenzt an einen Fluss, wo wir noch eine schöne Stunde im Schatten verbrachten. Wir genossen die wunderbare Aussicht, die vielen Vögel und die Klippschliefer um uns herum.
Am späten Nachmittag gingen wir erneut auf Wildtiersuche, stießen aber nicht auf viel Neues. Leider konnten wir auch die Grevyzebras nicht finden. Dafür sahen wir jedoch eine große Elefantengruppe, die den Fluss überquerte. Wir haben sicher eine Viertelstunde lang mit offenem Mund und voller Bewunderung zugeschaut. Wie großartig, dass die halbwüchsigen Elefanten die Kälber unterstützen und sie zur flachsten Stelle dirigieren. Unglaublich beeindruckend!! Wieder ein Moment, den wir nie vergessen werden.
Am Ende des Tages noch eine schöne Dusche, etwas gegessen und einen ruhigen Abend verbracht.
Yvonne rettete außerdem noch ein kleines Eidechsenjunges aus ihrer Toilettenschüssel. Sie hatte es erst gesehen, als sie schon die Spülung gedrückt hatte. In leichter Panik zog sie schnell ein Stück Schilf aus dem Dach und rettete die Eidechse aus der Schüssel. Dafür ist man Tierpflegerin.
Es war wieder ein besonderer Tag, aber das versteht sich ja von selbst 😊
31-08-2025 - Grévy-Zebras, Beisa-Oryx, Netzgiraffen und… Elefanten!
Heute konnten wir endlich ausschlafen…! Ein gemütlicher Morgen im Restaurant, mit Blick auf den Fluss, während wir unsere vielen aufgenommenen Videos sortierten. Später werden diese zu längeren Filmen für Social Media, die Website und für den Einsatz im Park verarbeitet. Wenn man so viel sieht wie wir, sammelt sich automatisch eine gewaltige Menge an Gigabytes an. Zum Glück funktioniert das Versenden der Videodateien hier recht schnell, mindestens zehnmal schneller als über Benjamins Handy-Hotspot.
Während wir sortierten, schweifte unser Blick immer wieder ab zum Fluss, wo ein Krokodil – im Gegensatz zu den meisten – tatsächlich in Bewegung war. Ein waghalsiger Hammerkopf lief sogar nur 1,5 Meter entfernt an ihm vorbei. Fast so, als hätte er eine Lebensmüdigkeit. Doch das Krokodil hatte offenbar keinen Hunger. Es tauchte immer wieder ab, erschien an anderer Stelle und kroch dann erneut ans Ufer. Es gibt sicherlich langweiligere Büros.
Nach dem Mittagessen holten uns Benjamin und John zur Pirschfahrt im Samburu-Nationalpark ab. Uns fehlten noch einige Aufnahmen von laufenden Grévy-Zebras und Beisa-Oryxen, die wir gestern nicht aufgenommen hatten – oder vielleicht hatten wir sie im ganzen Elefanten-Trubel schlicht vergessen. Auch dieser Nachmittag war wieder voller Überraschungen. Neben der Suche nach Grévy-Zebras baten wir Benjamin auch, mit uns nach einem Leoparden Ausschau zu halten. Das kostete viel Zeit – wir durchkämmten Bäume, Felsen und Büsche, doch leider ohne Erfolg. Mit den Grévy-Zebras hatten wir mehr Glück: Eine große Männchengruppe zog an uns vorbei. Auch die Beisa-Oryx sahen wir in großen Herden. Diese Antilope sieht dem Spießbock (Gemsbok) in unserem Safaripark sehr ähnlich, ist aber eine andere Art. Der Beisa lebt in Ostafrika, der Gemsbok weiter südlich. Wir trafen außerdem auf eine große Gruppe Netzgiraffen und wieder viele Vögel.
Aber natürlich mussten wir diesen Tag, und zugleich unseren Aufenthalt in Samburu, mit Elefanten beenden. Sie bleiben das Schönste, und eigentlich konnten wir gar nicht genug bekommen. Müde, aber glücklich ließen wir den Abend im Restaurant bei Abendessen und einem Getränk ausklingen, bevor wir uns ins Bett begaben. Morgen heißt es wieder früh raus, dann beginnt langsam unsere Rückreise nach Nairobi.
01-09-2025 – die letzten beiden nördlichen Breitmaulnashörner der Welt
Heute Morgen sind wir zum letzten Mal in Archer’s Post aufgewacht, haben ein letztes köstliches Frühstück mit Blick auf den Fluss genossen und zum letzten Mal die festen Bewohner dieses Flussabschnitts gesehen… das Krokodil, den Goliathreiher, den Nimmersatt und die Paviane. Um 9:00 Uhr wurden wir von unseren neuen Freunden Benjamin und John für die dreistündige Fahrt nach Nanyuki abgeholt. Unterwegs gab es wieder einiges zu sehen: Ziegen auf dem Rücksitz eines Motorrads, eine große Gruppe Dromedare auf der (Schnell-)straße, sogar einen großen Schäferhund auf einem Motorrad. Kreativ sind sie hier wirklich. Auffällig war unterwegs auch die perfekte Asphaltstraße und die riesigen Felder mit Tabak, Sonnenblumen und Weizen. Also eine ganz andere Landschaft. Und auch Nanyuki unterscheidet sich von den Orten der letzten Tage. Das Leben ist dort etwas entwickelter. Es ist ein Dorf, hat aber auch den Charakter einer Stadt. Es ist belebt auf den Straßen, überall kleine Läden, Stände mit Gemüse oder Fleisch, eine Freiluft-Möbelmeile… aber immer noch auf die Kenianer ausgerichtet, denn Touristen kommen hier kaum.
Also ein halber Reisetag und ein halber freier Tag. Den haben wir auf eine interessante Weise genutzt. Dank der Kontakte, die Beekse Bergen und auch wir selbst mit dem tschechischen Safari Park Dvůr Králové (Tschechien) haben, konnten wir Ol Pejeta Conservancy einen besonderen Besuch abstatten. Ein riesiges Reservat, das wegen der vielen Breit- und Spitzmaulnashörner eingezäunt ist. Nachdem wir das Tor passiert hatten, war es noch eine knappe halbe Stunde Fahrt bis Morani, einem kleinen Rastplatz im Park mit Restaurant, Souvenirladen, Bildungszentrum und der Stelle, wo die Ranger auf ihre Gäste warten. Dank unserer tschechischen Freunde hatten wir eine Verabredung mit Ranger Peter, um die letzten noch lebenden nördlichen Breitmaulnashörner (weltweit!) zu sehen. Diese beiden Weibchen, Najin und Fatu, sind 36 und 25 Jahre alt, Mutter und Tochter, und stammen beide aus dem tschechischen Safari Park Dvůr Králové. Sie kamen nach Ol Pejeta in einem letzten Versuch, die Art zu retten, aber leider ist ihr männliches Gegenstück Sudan vor einigen Jahren gestorben. Es gibt jedoch eingefrorene Embryonen, auch von einem anderen Männchen, die in ein südliches Breitmaulnashorn eingesetzt werden können. Möglicherweise also in Zukunft wieder Nachwuchs dieser Unterart. Aber natürlich sind sie nicht ohne Grund aus ihrem ursprünglichen Gebiet geholt worden. Kriege und politische Instabilität machen eine Wiedereinführung in naher Zukunft alles andere als einfach.
Wie besonders, dass wir diese Tiere noch aus der Nähe sehen durften, begleitet von einem Ranger. Sie werden wirklich gut geschützt, man kommt nicht einfach hinein, und sie werden rund um die Uhr bewacht. Die zwei Weibchen hatten Gesellschaft von einer südlichen Breitmaulnashornkuh. Die äußeren Unterschiede zwischen den beiden Unterarten waren nun deutlich zu erkennen. Die nördlichen haben einen längeren Schwanz, viel mehr Haare an den Ohren, einen geraderen Rücken, kürzere Beine, und die Hörner stehen etwas weiter auseinander als bei den südlichen, die wir auch in den Beekse Bergen haben. Wieder etwas dazugelernt…
Den Rest des Nachmittags sind wir auf die Suche nach anderen Tierarten gegangen, auf den riesigen Savannen in diesem gewaltigen Park. Wegen Zeitmangels haben wir nur etwa 25 % des Parks gesehen, aber es war wunderschön. Wir trafen unter anderem Spitzmaulnashörner, auch mit einem Kalb, Breitmaulnashörner, Steppenzebras, Kuhantilopen, Defassa-Wasserböcke, Afrikanische Löffler, Thomson-Gazellen, Netzgiraffen, Impalas, Kaffernbüffel und… Elefanten. Wenn wir schon mal da sind, dann müssen wir es auch genießen. Und direkt nach Nairobi zu fahren, wäre doch etwas zu viel des Guten. Wo wir heute noch eine Asphaltstraße hatten, wird die vierstündige Fahrt morgen größtenteils eine holprige Sandpiste sein.
Am Hotel angekommen nach dieser Pirschfahrt war es dann wirklich Zeit, Abschied von John und Benjamin zu nehmen. Und das ist ehrlich gesagt nicht leicht, wenn man so intensiv miteinander unterwegs war, so viel gegenseitigen Respekt hat und sie wirklich alles getan haben, um uns eine unvergessliche Zeit zu bereiten. Aber das gehört leider dazu. Aber… in 2 Jahren wird Benjamin wieder in den Niederlanden sein, um seine Promotion an der Universität Twente abzuschließen, also werden wir ihn sicher wiedersehen.
02-09-2025 - noch ein letztes Abenteuer, und die Rückkehr in die Niederlande
Um 9 Uhr stand unser Fahrer bereit, das war der Plan. Nach afrikanischer Gewohnheit kam er eine halbe Stunde zu spät, aber er war auch schon 4 Stunden früher aus Nairobi in Richtung Nanyuki losgefahren. Der Verkehr lief für uns alle recht gut und gegen halb zwei kamen wir am Giraffe Centre in Nairobi an. Hier hatten wir etwas mehr erwartet. Es gab einige Giraffen, die jeder Besucher mit ein paar Futterstücken füttern durfte. Das wirkt etwas kommerziell, aber dennoch hatten wir den Eindruck, dass alle Einnahmen tatsächlich dem Erhalt der Giraffen und der Wiederherstellung der Natur in Kenia zugutekommen. Um dem Naturschutz noch einen größeren Schub zu geben, haben wir hier auch zu Mittag gegessen und ein paar Souvenirs gekauft.
Nach diesem Besuch hatten wir noch sehr viel Zeit übrig und suchten nach „etwas Schönem“, um die Zeit etwas totzuschlagen. Das wurde der Nairobi Nationalpark. Zu unserer Überraschung war es wirklich ein sehr großer Park mit einer Fläche von 175 km². Auffällig war auch, dass man an vielen Stellen die Wolkenkratzer von Nairobi im selben Bild sieht wie zum Beispiel Zebras, und dass eine kilometerlange Eisenbahnbrücke quer durch den Nationalpark verläuft. Hier fährt etwa 2- bis 3-mal am Tag ein Zug vorbei, die Brücke wurde von den Chinesen gebaut. Uns fiel auf, dass viele solcher logistischen Investitionen von China finanziert werden.
Wir trafen auf Krokodile, Nilpferde, Nashörner, Strauße und verschiedene kleinere Vögel, aber eigentlich waren wir auf der Suche nach den Löwen. Und die fanden wir, ganz am Ende, bei Einbruch der Dämmerung. Dort lagen 4 Löwen mit riesig vollen Bäuchen und ruhten sich aus, ohne sich noch groß zu bewegen. Hauptsache, man hat sie gesehen. Der Park schließt um 18.30 Uhr, aber das haben wir wegen der enormen Entfernungen nicht geschafft. Im fast völligen Dunkel saß alle 100 Meter eine Eule auf der Straße, die uns neugierig ansah, bis wir ein Foto machen wollten...
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Trotzdem froh, dass wir auch diesen Park noch kurz besucht haben, machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Yvonne stand stolz in der Schlange mit ihrem neuen orangefarbenen Koffer. Leider hatte unser Flug wieder eine Stunde Verspätung und wir starteten gegen 01.00 Uhr. Wir haben eigentlich beide den gesamten Flug geschlafen, und das ist bei einem Nachtflug sehr angenehm. So verging die Reise schnell und wir haben noch Energie, um unsere Geschichten zu Hause und bei der Arbeit persönlich zu teilen.
Es war eine unvergessliche Reise. Wir blicken mit sehr viel Freude und Verwunderung darauf zurück und sind sehr dankbar, dass wir diese Reise machen durften. Wir sind auch stolz auf den Beitrag, den wir als Beekse Bergen und Stiftung Wildlife zusammen mit unseren Besuchern und Adoptiveltern zum Korridor bei unseren Freunden in Oldonyiro leisten konnten.
Kwaheri, Yvonne und Klaas Jan.
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Northern Corridors Project
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